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Veranstaltungsreihe "Unsere vergessenen Befreier - (De-)koloniale Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg"

Das iz3w und das Kommunale Kino Freiburg laden vom 11.3. - 3.6.2025 in Kooperation mit dem ACT und weiteren Institutionen zu verschiedenen Veranstaltungen ein.
Wann 11.03.2025 um 00:00 bis
03.06.2025 um 00:00
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Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Unzählige Menschen und alle Kontinente wurden durch diesen Krieg erschüttert, dessen Zentrum Deutschland war. Die Nationalsozialisten hatten den Weltkrieg 1939 mit dem Überfall auf Polen begonnen, und schließlich über Europa hinaus nach Asien, Ozeanien, Afrika und die Amerikas ausgeweitet. Gleichwohl müssen bereits der italienische Abessinienkrieg 1935 in Äthiopien/Eritrea und der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg ab 1937 als Teil dieses globalen Krieges begriffen werden, denn beide wurden von den mit Deutschland verbündeten Achsenmächten Italien und Japan begonnen. Vergessen werden darf dabei allerdings nicht, dass die Zahl derjenigen aus aller Welt, die sich den Nazis militärisch entgegenstellten, weit größer war, als die Zahl ihrer internationalen Verbündeten.

Für das iz3w ist diese globale Dimension des Zweiten Weltkriegs schon lange Zeit ein Thema. Im Jahr 2009 erschien zusammen mit Karl Rössel vom Rheinischen JournalistInnenbüro die Ausgabe 312 der Zeitschrift iz3w über die globale Kollaboration mit den Nazis. 2010/11 wurde in Freiburg die Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ gezeigt. Außerdem publizierte das iz3w in den letzten zwanzig Jahren zahlreiche Artikel dazu in der iz3w.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Nazideutschland möchte das iz3w mit zahlreichen Vorträgen und einer Filmreihe mit Gästen aus Algerien, Frankreich, Italien, Brasilien, Korea und den USA sowohl seinen Opfern wie auch den Widerstandskämpfer*innen aus dem Globalen Süden gedenken. Damit will es zum Perspektivwechsel von einer eurozentrischen hin zu einer globalen Geschichtsschreibung beitragen. Europa, und insbesondere Deutschland, muss sich der historischen Verantwortung stellen, die es gegenüber Kontinenten, Ländern und Regionen hat, die durch Kolonialisierung und Krieg zerrüttet wurden. Untrennbar damit verbunden ist auch die Verantwortung gegenüber Menschen, die heutzutage aus ihren Herkunftsländern flüchten und hier nach Schutz und Asyl suchen.

 

Di 11. März, 19:30 Uhr
Vortrag: Unsere Opfer zählen nicht – Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg

mit Karl Rössel (recherche international, Köln)

In Europa begann der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939. In Afrika herrschte bereits seit 1935 Krieg um Äthiopien (mit Soldaten aus 17 Ländern und 4 Kontinenten) und auch der japanische Angriff auf China hatte bereits 1937 begonnen. Bis 1945 leisteten Millionen Soldaten aus der Dritten Welt einen wichtigen Beitrag, um die Welt vom europäischen Faschismus und japanischen Großmachtwahn zu befreien. Weite Teile des Globalen Südens dienten auch als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet zurück. Allein in China forderte der Krieg mehr Opfer als in Deutschland, Italien und Japan zusammen. Aber Fakten wie diese kommen in der hiesigen Geschichtsschreibung bislang kaum vor.

Karl Rössel, Kurator der Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“, informiert darüber mit Fotos und Originaltönen von Zeitzeug*innen.

Weingut Dilger, Urachstr. 3, Freiburg

 

So 06. April, 19:30 Uhr
Film: Cinema, Aspirinas e Urubus

Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

Di 08. April, 19:30 Uhr

Vortrag: Die brasilianischen Befreier Italiens

mit Luis de Olivera (Italien/Brasilien)

Theater Freiburg, Winterer-Foyer

 

Mi 16. April, 19:30 Uhr
Film: Camp de Thiaroye

Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

Di 22. April, 19:30 Uhr
Film: Unterwegs als sicherer Ort

Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

Fr 09. Mai, 19:30 Uhr
Vortrag: Der Holocaust und Nordafrika

von Aomar Boum (Professor für Anthropologie und sephardische Geschichte an der University of California in Los Angeles, USA)

Im Jahr 2018 veröffentlichte das United States Holocaust Memorial Museum eine bedrückend umfangreiche „Enzyklopädie der Lager und Ghettos“ in den durch die Verbündeten Nazideutschlands kontrollierten Ländern und Kolonien. Darin wurden auch die mehr als 100 wenig bekannten Lager der faschistischen Achsenmächte in Nordafrika erstmals detailliert beschrieben. Einer der Verfasser war der aus Marokko stammende und in den USA lehrende Historiker Aomar Boum, der auch die Essay-Sammlung „The Holocaust and North Africa“ sowie Dokumente über die (Kriegs-)Jahre 1934-1950 in Nordafrika mit herausgegeben hat.

In seinem Vortrag beschreibt Aomar Boum – ausgehend von den jüdisch-muslimischen Beziehungen in den 1930er-Jahren – die Folgen der Vichy-Herrschaft für die Juden und Jüdinnen Nordafrikas und für Flüchtlinge aus Europa, die Funktion der Arbeitslager in der Region sowie den aktuellen Forschungsstand zum Thema.  

 

Mit Übersetzung aus dem Englischen

Peterhofkeller, Niemensstr. 10, Freiburg

 

Di 13. Mai, 19:30 Uhr
Film: Les Massacres de Sétif, un certain 8. Mai 1945

mit anschließendem Gespräch mit Filmemacher Mehdi Lallaoui (Paris)

Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

Di 13. Mai, 14:00-16:00 Uhr
Lecture: Rediscovering the Colonial and Decolonial Interdependencies through the Footsteps of Frantz Fanon

Im Rahmen der Vorlesung "Global and Regional Transformations: Theories, Trends, Interdependencies"

Social transformations reflect interdependent processes that take place in various world regions simultaneously. In this session, interdependencies of colonial and decolonial developments between various regions such as the Caribbean, Europe and Africa during and after the Second World War will be rediscovered through the footsteps of Frantz Fanon with unique and creative contributions by Alice Cherki and Mehdi Lallaoui.

Die Vorlesung findet auf Englisch statt.

Guests: Alice Cherki and Mehdi Lallaoui (Paris)

HS 3043, KG III, Platz der Universität 3, Freiburg

 

Mi 14. Mai, 19:30 Uhr
Film: Sur les traces de Frantz Fanon

mit anschließendem Gespräch mit Filmemacher Mehdi Lallaoui & Zeitzeugin Alice Cherki (Paris)

Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

Mo 19. Mai, 19:30 Uhr
Vortrag: Frauen im antijapanischen und antikolonialen Widerstand

mit Agnes Khoo (Malaysia, Singapur, Niederlande)

Kulturaggregat, Hildastr. 5, Freiburg

 

Di 20. Mai, 17:00-20:00 Uhr
Workshop: „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg"
mit fernsicht im iz3w

In der hiesigen Schulbildung wird das Thema Zweiter Weltkrieg fast ausschließlich aus einer nationalen Perspektive behandelt – die globalen Dimensionen des Krieges oder die Zusammenhänge zur (deutschen) Kolonialgeschichte kommen hingegen kaum vor.
Der Workshop von fernsicht im iz3w bietet anhand interaktiver Methoden einen Überblick und eine Einführung in das Thema „Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“. In eindrücklichen Audio- und Videoaufnahmen kommen Zeitzeug*innen aus Ländern des Globalen Südens selbst zu Wort. Gemeinsam werden wir diskutieren, wie eine Bildungs- und Gedenkkultur gestaltet sein müsste, welche die vergessenen Befreier von deutschem Faschismus mit einbezieht.

Der Workshop richtet sich an alle Interessierte und kann auch gesondert für Schulklassen oder Lehrer*innen über das iz3w gebucht werden.

Haus des Engagements, Rehlingstr. 9, Teilnahme kostenfrei, Anmeldung unter: bildung@iz3w.org 

 

Mi 21. Mai, 19:30 Uhr
Film: Because we were beautiful

mit anschließendem Gespräch mit Nataly Han (Koreaverband Berlin)
Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

Di 03. Juni, 19:00 & 21:00 Uhr
Vortrag: Afrikanische Kolonialsoldaten in deutscher Perspektive – Krieg, Rassismus und Geschlecht im 19. und 20. Jahrhundert  

Rassistische Bilder von afrikanischen Kolonialsoldaten wurden bereits im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geprägt und dann zur Kaiserzeit in den Debatten über Kolonialkriege und in der Weimarer Republik in der Kampagne gegen die Rheinlandbesetzung fortgeschrieben. Die Bilder dienten der Propaganda gegen feindliche Mächte, verhandelten aber auch Geschlechterverhältnisse und »Weißsein« der deutschen Gesellschaft selbst. In der NS-Zeit schlug sich dies in der Zwangssterilisation hunderter Kinder von Kolonialsoldaten und weißen Müttern sowie in zahlreichen »gebilligten Massakern« der Waffen-SS an Kolonialsoldaten nieder. Kolonialsoldaten etwa aus Nord- und Westafrika hatten danach wesentlichen Anteil an der Befreiung des Elsass und Badens vom NS. Die dabei verübte, auch sexualisierte Gewalt gegen Zivilist*innen ist bis heute öffentlich präsent, während die Taten weißer Soldaten eher ausgeblendet wurden. Vor allem aber blieben die an den Kolonialsoldaten verübte Gewalt und der weiter tradierte Rassismus, unter dem Kinder von weißen Frauen und Kolonialsoldaten auch nach 1945 weiter zu leiden hatten, ein Randthema.

mit Heiko Wegmann

Film: Auch Afrikaner haben das Elsass befreit

Kommunales Kino Freiburg, Urachstr. 40

 

 

Mit finanzieller Unterstützung des Landtags und des Staatsministeriums Baden-Württemberg über die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg, gefördert von Brot für die Welt mit Mitteln des kirchlichen Entwicklungsdienstes, INTA-Stiftung, Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, Kulturamt Freiburg

 

Eine Veranstaltung von iz3w und Kommunales Kino Freiburg in Kooperation mit ACT – Africa Center for Transregional Research, Blaues Haus Breisach, Centre Culturel Français Freiburg, DEAB, De/Coloniality Now, FAIRburg, Frankreich-Zentrum, freiburg-postkolonial, Institut für Sozial- und Kulturanthropologie, KoBra – Kooperation Brasilien, Kulturaggregat, recherche international, Theater Freiburg, Weingut Dilger